Hochzeitstorte für meinen Bruder

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Fast einen Monat ist es nun schon her, dass mein Bruder Stefan seine Anna geheiratet hat. Also ist es auch fast 1 Monat her, dass ich das wohl schwierigste Vorhaben meines bisherigen Back-Lebens gemeistert habe. Und darüber bin ich wirklich richtig richtig froh. Denn die Hochzeitstorte für den eigenen Bruder und seine wunderbare Frau zu machen ist schon etwas Besonderes. Und für mich kleinen Perfektionist war es die schönste und zugleich Nerven aufreibendste Erfahrung überhaupt. 6 Tage war ich mit der Torte insgesamt beschäftigt. Schließlich sollte alles daran auch selbst gemacht sein. Begonnen bei den Zuckerrosen bis hin zur Füllung. Vieles hat geklappt, vieles ging schief, einiges musste ich improvisieren anderes klappte perfekt. 6 Tage lang wechselte ich ständig zwischen einem Zustand von himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt {ok, „zu Tode“ ist vielleicht etwas übertrieben}. Das Bild, das ihr nun gleich seht passt dazu perfekt. Links, die fertige Torte, auf die ich wirklich stolz bin und rechts der Zeitpunkt, als ich merkte, dass die mittlere Etage für die Etagere zu niedrig war und mich bloß keiner ansprechen durfte {Ja ich kann ganz schön ungemütlich werden, wenn’s nicht so läuft wie ich’s geplant habe *hihi*}. ABER: Am Ende waren alle glücklich und das ist die Hauptsache. Und nun mein kleiner Erfahrungsbericht über 6 Tage Himmel und irgend was anderes:

Bevor man eine Hochzeitstorte macht, sollte man natürlich erst mal ganz genau herausfinden, was das Brautpaar denn möchte. Anna wusste schon genau, wie die Torte aussehen sollte und schickte mir zwei konkrete Bilder von anderen Torten, was mir sehr weiterhalf, da ich wusste, wie der Stil der Torte ungefähr sein sollte. Außerdem kannte ich bereits das Farb-Motto der Hochzeit und die Füllungen standen auch sehr schnell fest. Also begann es zu rattern und nach und nach baute sich die Torte in meinem Kopf zusammen. Und nachdem ich alle Materialien und die Rezepturen zusammen hatte, begann 5 Tage vor der Hochzeit der Torten-Marathon.

Montag und Dienstag nahmen die Zuckerrosen und die kleinen Blümchen in Beschlag. Die durfte ich nämlich zweimal machen. Am ersten Tag formte ich die Rosen aus einer Blütenpaste von Städter, die ich bisher noch nie verwendet hatte. Das werd ich auch nicht mehr tun, denn die Paste war viel zu weich, riss dauernd und trocknete einfach nicht. Die Rosen sahen daher leider alles andere als hübsch aus, weshalb sie direkt vom Tisch in den Müll wanderten. Das war der erste Punkt an dem ich schon etwas nervös wurde und darum auch den Rest des Tages nichts mehr mit den Blumen zu tun haben wollte. Am nächsten Tag startete ich einen neuen Versuch mit einer Blütenpaste von Squires Kitchen, die ich schonmal verwendet hatte und mir per Express von Montag auf Dienstag liefern lies. Und es klappte alles hervorragend. 3 wunderschöne Rosen und 30 kleine Blümchen lagen vor mir und zauberten mir wieder ein Lächeln ins Gesicht.

Am Mittwoch backte ich die beiden unteren Etagen. Da jede Etage 10 cm hoch werden sollte konnte ich das unmöglich zuhause schaffen, denn da hätten immer nur 2 dünne Böden auf einmal in den Ofen gepasst. Zum Glück hat mir Matthias Mittermeier die Großküche des Pfersich Trend-Forums zum Backen zur Verfügung gestellt. So konnte ich alle Böden auf einmal backen und mir noch ein paar Tipps vom Profi abholen. Für die unterste Etage habe ich Schokoladenbiskuit nach einem Rezept aus meinem Buch „Backen mit dem Backbuben“, das am 8.Oktober erscheint, gebacken und es mit Zartbitterganache und einem leckeren Himbeercurd gefüllt. Das Curd ist eine abgewandelte Version des superleckeren Johannisbeer-Curds von Trickytine. Ich hab einfach statt Johannisbeeren Himbeeren genommen. Die mittlere Etage war ein feiner Zitronenkuchen mit Lemoncurd-Füllung nach dem Rezept von Sarah mit einer weißen Ganache außenrum. Nachdem alle Böden gebacken und mit leckerer Füllung dazwischen gestapelt waren kamen sie in den Schockfroster und dort blieben sie bis Freitag.

Da ich aufgrund der hohen Außentemperaturen Angst hatte die Etagen direkt aufeinander zu stapeln, gab mir Matthias noch eine geniale Etagere mit, deren Etagen genau so hoch waren wie meine Kuchen, sodass es eigentlich so aussehen sollte, als wären die Etagen doch direkt aufeinander gestapelt. Ich sage „eigentlich“, denn daraus wurde nichts – aber dazu später mehr.

Am Donnerstag habe ich mich dann an die oberste Etage gemacht. Dafür hab ich zwei großartige Rezepte von Dagi verwendet, die in ihrer Kombination unschlagbar lecker sind. Einen Eierlikörkuchen und eine Mascarpone-Erdbeer-Füllung. Für mich ist das einfach die beste Zusammenstellung, die ich je gegessen habe, darum musste das die oberste und krönende Etage werden. An diesem Tag lief alles wieder wie geschmiert und ich freute mich auf den nächsten Tag.

Am eben besagten nächsten Tag, Freitag um genau zu sein, lieferte mir Matthias die beiden schockgefrorenen Etagen und am Abend sollten diese dann ihre Fondanthülle bekommen. Doch dabei ging einiges schief, was mich fast an den Rand eines Nervenzusammenbruchs brachte. Ich mach keine Witze. Ich saß am Ende des Tages heulend auf dem Boden in der Küche.

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Das Schockfrieren war zwar eine gute Idee, die Torten länger haltbar zu machen, aber für das Überziehen mit Fondant war das bei fast 40 Grad Außentemperatur leider keine gute Idee. Der Fondant fing sofort an zu schwitzen, aber dank den Tipps von Sylvie von SugarheART hat’s dann erst mal doch geklappt. Ich hab einfach einen Ventilator daneben gestellt. So verpackte ich die unterste Etage {die übrigens 32 cm Durchmesser hatte} und die oberste {20cm Durchmesser} mit Fondant und stellte sie zurück in den Kühlschrank. Und als ich gerade dachte „Juhuu, alles läuft super“ kam die mittlere Etage {26cm} dran. Und bei der ging so ziemlich alles schief, was schief gehen konnte. Als ich sie vom Blech auf die Drehplatte schob brach ein ungefähr 10cm langes und 3cm dickes Stück aus der Torte heraus. PANIK machte sich breit. Ich rührte darum neue weiße Ganache an, stellte sie ins Eisfach, damit ich sie schnell verarbeiten konnte und füllte damit das Loch. Leider war bis dahin die Ganache, die bereits auf der Torte drauf war, so weich, dass der Fondant darauf verrutschte und beim glattstreichen riss. Also nahm ich die Fondantdecke ab und schmiss sie in hohem Bogen irgendwo in die Küche. Ja und das war der Punkt mit dem Beinah-Nervenzusammenbruch. Doch zum Glück habe ich jemanden an meiner Seite, der mich wieder beruhigt hat. Also hab ich die Etage nochmal in den Kühlschrank gepackt und etwas später nochmal mit Fondant überzogen. Dann kam die Zuckerspitze dran, deren Zubereitung reibungslos klappte und die sich ohne Probleme an der Torten ankleben ließ. Zu diesem Zeitpunkt war es 3:40 Uhr morgens, also schon der Tag der Hochzeit. Völlig erschöpft ging ich ins Bett und träumte leider von allem, was noch schiefgehen könnte. Es war also alles andere, als eine erholsame Nacht. *gg*

Ja und dann war der Tag gekommen: Samstag, der 18.7.2015 – Die Hochzeit meines Bruders. Ich war aufgeregt bis in die letzte Haarspitze. Das Brüderchen heiratet schließlich nicht alle Tage. Vor der Trauung stand allerdings noch eine kleine Hürde an. Die 3 Etagen der Torte mussten heil an der Festhalle ankommen und ins Kühlhaus gebracht werden. Zum Glück lief alles reibungslos. Die Etagen waren sicher verstaut und nun konnte ich die Hochzeit genießen. Die kirchliche Trauung durfte ich mit 3 Songs untermalen und beim Ja-Wort flossen bei mir wieder Tränen. Diesmal jedoch aus freudigen Gründen. Danach ging’s zur Festhalle, in der ausgelassen geschlemmt, gefeiert und gelacht wurde. Und in der ich dank der coolen Foto-Box meines Kumpels Jascha auch wieder etwas Anspannung abbauen konnte. Und dann war’s soweit: 21:00 Uhr. Ich ging mit meiner Mutter in die Küche um die Torte zusammenzusetzen.

Jede Etage war auf einer Metallplatte aufgebracht, die mit einem Verbindungsstück zusammengeschraubt wurden. Dazu habe ich am Tag zuvor genau mittig in der untersten und mittleren Etage mit einem Ausstecher, der zur Etagere passt, ein Loch ausgestochen. Die unterste Etage war genau 10cm hoch und somit setzte die zweite Etage darauf ohne Lücke auf. Doch die mittlere Etage war aufgrund der Temperaturen am Tag zuvor wohl etwas in sich zusammengefallen und hatte nur noch 8 cm Höhe. Deshalb war da eine Lücke, wo keine sein sollte. Ich stand wieder kurz vor ’nem Nervenzusammenbruch – zum Glück war meine Mum dabei. Die hatte die Idee, die Lücke einfach mit den kleinen Blümchen zu verdecken. Dafür waren die Blümchen zwar nicht gedacht, aber am Ende sah es so aus, als würde es so gehören. Zum Schluss kamen noch 2 Satinschleifen um die Etagen, die Rosen obendrauf und schwupdiwup war’s 21:30 Uhr. Der große Moment war gekommen. Zusammen mit meiner Mutter rollte ich die Torte auf die Tanzfläche und blickte in die strahlenden Gesichter von Stefan und Anna. Das ließ mit einem Mal alle Anstrengungen vergessen und mir fiel der größte Stein meines Lebens vom Herzen. Die beiden schnitten das erste Stück an, probierten und beide Daumen gingen nach oben. Puh, und noch ein Erfolgserlebnis. Und da sich Stefan und Anna so gefreut haben, dass ich die Torte mache, durfte ich sie danach auch an alle Gäste verteilen. Und das ganze Lob, das dann für Aussehen und Geschmack kam, wischte auch noch die letzte schlimme Erinnerung an die vergangenen Tage weg.

Ich kann euch sagen: das war ein Erlebnis. Und wer jetzt denkt „Das hört sich ja schrecklich an, was da alles passiert kann“ – dem kann ich sagen: Alles halb so schlimm. Ich hab mich in das ganze Tortending nur so reingesteigert, da ich einfach die perfekte Torte für das Brautpaar abliefern wollte und der kleine Perfektionist in mir einfach nicht so leicht zufrieden zu stellen ist. Trotz all der kleinen Schwierigkeiten hat es dennoch Spaß gemacht – eine solche Hochzeitstorte werde ich trotzdem nie wieder machen. Das soll ein einmaliges Geschenk an meinen Bruder und seine Frau gewesen sein. Und es ist auch eine kleine Sicherheitsmaßnahme für meine eigene Gesundheit. Nicht dass man mich irgendwann mal in ’ne Nervenheilanstalt einliefern muss – wegen einer Torte *hihi*

Zum Schluss möchte ich mich ganz herzlich bei meinem Brüderchen und seiner tollen Anna bedanken: „Danke, dass mir die Ehre zuteil wurde, eure Hochzeitstorte zu machen. Ich wünsche euch von ganzem Herzen, dass eure gemeinsame Zukunft genau so rosig wird, wie die drei Rosen auf der Torte, genau so süß, wie die Füllung und dass euer Appetit aufeinander niemals endet *hihi*.“

Möge der Schneebesen mit euch sein,

Euer Backbube

 

PS: Ein großer Dank geht an dieser Stelle an Matthias Mittermeier, der mich ohne es zu wissen beruhigt hat und mir wirklich eine große Hilfe war. Danke, dass du mir deine Küche zur Verfügung gestellt hast und mir mit vielen Zutaten und Profiequipment ausgeholfen hast. Herzlichen Dank dafür.

PPS: Alle Bilder (bis auf das von mir beim „Torte zusammenbauen“) stammen von Jascha Pansch – JAP Fotografie. – Das besagte Bild in Klammern is von meinem Paps. Leider gibt’s kein Bild von der angeschnittenen Torte. 

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