Backbube

View Original

Meine erste Hochzeitstorte - dank eines tollen Vintage-Hochzeitstorten-Kurses bei Thomas Merker im Pfersich Trend-Forum Neu-Ulm

Kennt ihr das? Ihr wollt unbedingt einen Kurs belegen, findet aber nur Angebote, die eine Fahrtzeit von mind. 1 Stunde oder länger bedeuten? Und dann fällt euch wie durch Zufall ein Kurs in den Schoß, der quasi direkt vor eurer Haustür angeboten wird? So ging’s mir mit dem sensationellen Vintage-Hochzeitstorten-Kurs, den ich die letzten 2 Tage gemacht habe. Der fand im Pfersich Trend-Forum in Neu-Ulm statt, das von meiner Wohnung nur durch einen Acker getrennt wird. Matthias Mittermeier, seines Zeichens Maître Pâtissier, Chocolatier, Glacier, Skulpteur und Autor des vom Gastronomischen Verband Deutschlands mit Gold ausgezeichneten Buches „Torten & Törtchen„, hat mich bei Facebook angeschrieben und mich zu dem Kurs eingeladen. Ohne ihn hätte ich wahrscheinlich nicht so schnell oder gar nicht davon erfahren. Vom Patisserie-Großhandel Pfersich und dem dazugehörigen Confis Express hatte ich zwar schonmal gehört, aber dass man dort so großartige Kurse anbietet, wusste ich nicht. Matthias leitet übrigens das Pfersich Trend-Forum, das hauptsächlich zur Fortbildung von Profis gedacht ist. Doch auch Quereinsteiger dürfen und sollen sich gern für die Kurse anmelden. Wer bei internationalen Meistern ihres Fachs Kurse belegen möchte, ist hier genau richtig. Ich wurde jedenfalls nicht enttäuscht – der Kurs bei Thomas Merker von der Tortenküche war für mich die perfekte Vorbereitung auf mein größtes Vorhaben dieses Jahr – die Hochzeitstorte meines Bruders zu machen.

Hochzeitstortenkurs_quer-2

Hochzeitstortenkurs_quer-5

Hochzeitstortenkurs_quer-6

Los ging’s am Montag um 9:30 Uhr. Der erste Tag zeigte ganz schnell: Hochzeitstorten brauchen Zeit – viel Zeit – sehr viel Zeit. Voller Tatendrang legten wir am ersten Tag los. 7 Rosen, eine Pfingstrose und 20 kleine Hortensien waren das Tagesziel. Und diese unschuldig anmutenden Blümchen haben tatsächlich auch den ganzen Tag in Beschlag genommen. Jedes Blütenblatt musste einzeln aus Blütenpaste ausgestochen, ausgedünnt und zum Trocknen in Form gelegt werden – dem Pappeinleger von Apfelkartons. Wenn ihr mal welche im Supermarkt seht, dann nehmt sie einfach mit. Die sind wirklich praktisch. Zuerst wurden aber 20 kleine Kügelchen auf Draht gespießt, dann die 20 Hortensien ausgestochen, mit einem Silikonstempel geprägt und zum Trocknen auf eine Dämmmatte gelegt, die man z.B. oft an den Wänden von Tonstudios sieht. Dann kamen die Rosen dran. 7 Kegel aus weißer Blütenpaste wurden geformt, aufgespießt und durften vor sich hin trocknen. Währenddessen begannen wir die Blütenblätter der Pfingstrose ausstechen. Schicht für Schicht wurden die Blütenblätter ausgedünnt, kurz getrocknet, angeklebt und die nächsten Blütenblätter vorbereitet. Akkordarbeit. Während die Pfingstrose zum Trocknen aufgehängt wurde ging’s mit den Rosen weiter. Um den vorbereiteten Kegel wurde 1 Blütenblatt gelegt, dann 2, dann 3, dann 5. Und das ganze 7 Mal – macht allein für die Rosen 77 Blütenblätter – und fertig waren sie da nur teilweise. Dann ging’s erst mal in die Mittagspause, in der wir uns mit leckerem Essen im Gasthof zur Post verwöhnen ließen. Frisch gestärkt liefen wir zurück zum Trend-Forum, wo es sofort weiterging. Es wurde mal wieder eine Schicht Blütenblätter an die Pfingstrose angebracht. Und noch 4 Fantasie-Blumen gefertigt (das sind die großen weißen, die ein wenig an Anemonen erinnern). Dafür mussten wieder 40 Blütenblätter gemacht und jeder Blütenstempel einzeln aufgeklebt werden. Nochmal eine Schicht Blütenblätter an die Pfingstrose – und rum war der Tag.

Am nächsten Tag ging’s schon um 8 Uhr los, denn das Tagesziel von Tag 1 wurde nicht ganz erreicht. 2 der Rosen bekamen nämlich noch 7 zusätzliche Blütenblätter und 1 Rose 16 weitere Blütenblätter (eine Runde mit 7 und eine weitere Runde mit 9). Dazu wurde die Rose kopfüber gelegt und die Blütenblätter ringsum angeklebt. – Ach ja, ich hatte vergessen, dass wir an Tag 1 noch zusammen 135 Blätter ausgestanzt und geprägt hatten. Nachdem die Rosen zum Trocknen beiseite gelegt waren wurden die Tortendummies eingedeckt, bzw. durfte jeder erst mal 5 Kilo Fondant einfärben. Ich hab mich für die Farbe Ivory von Sugar Flair entschieden, die ganz dezent cremefarben wird. Nachdem der Fondant schön geschmeidig war wurde er ausgerollt, die einzelnen Etagen und das Cakeboard damit eingeschlagen und zum Trocknen beiseite gestellt. Dann wurde jede Etage nach Wunsch verziert. Die kleinste mit einem Durchmesser von 18cm haben wir mit Eiweißspritzglasur (Royal Icing) verziert. Der mittlere Teil (22cm) bekam ein hübsches Rautenmuster, das, mit dem passenden Werkzeug bearbeitet, ruckzuck aussah wie ein Kissen (an der Symmetrie arbeite ich aber nochmal *gg*). Und am unteren Tortenteil (26cm) wurde Zuckerspitze angebracht. Dann wurden die drei Etagen aufeinander gestapelt. Die Tortendummies, die aus Styropor bestehen, werden einfach mit etwas dickflüssigerem Eiweißsspritzguß aufeinander geklebt. Wenn ihr aber richtige Torten aufeinander stapelt, kommt unter jede Etage eine Kapa-Platte, die den selben Durchmesser hat wie die jeweilige Etage. Dann erst schlagt ihr die Torte samt Kapa-Platte mit Fondant ein. Dann werden Holzspieße senkrecht in die Mitte der untersten Etage gesteckt, die genau so lang sein sollten, wie die Torte hoch ist. In diesem Fall 10 cm. Dann kommt darauf die zweite Etage, in diese werden wieder Spieße gesteckt und dann folgt die 3.Etage. Nachdem also die Dummies zusammengeklebt waren, kam um jede Etage noch ein schönes Satinband und zum Schluss wurden die Blüten angeklebt. Dabei wurde mit der Pfingstrose begonnen, die oben auf der Torte ihren Platz erhielt. Bevor mit den weiteren Blüten weitergemacht wurde, wurden nochmals 10 Blütenblätter um die Pfingstrose herum drapiert und mit Eiweißspritzglasur angeklebt. Und dann konnte jeder entscheiden, wie seine Blüten arrangiert werden sollten. Ich hab zur Pfingstrose noch 2 große Rosen geklebt und den Rest schön an der Torte „runterlaufen“ lassen. Und dann stand sie vor mir. Meine erste Hochzeitstorte. Und ich bin wirklich mächtig stolz drauf. Klar kann man hier und da noch was besser machen – aber fürs erste Mal bin ich wirklich mehr als zufrieden.

Ich freue mich wirklich, dass ich an diesem Kurs teilnehmen, viele neue Dinge lernen und viele tolle kreative Köpfe kennen lernen durfte. Die Teilnehmer waren übrigens hauptsächlich Konditormeisterinnen, manche gerade erst fertig, manche noch in der Ausbildung und manche schon mit jahrelanger Berufserfahrung. Auch eine Köchin war mit dabei. Am meisten begeistert hat mich aber der jüngste Teilnehmer, Franz, der mit 15 Jahren schon Dinge kann, von denen mancher Konditor träumt. Dieser Junge ist einfach sensationell. Er macht Torten, Pralinen, Figuren aus Schokolade – wirklich faszinierend. Bei ihm spürt man, dass er für seinen angestrebten Beruf lebt. In ihm explodiert pure Leidenschaft für die süße Kunst. Ganz groß. Von ihm werden wir mit Sicherheit noch hören. Weil ich so begeistert von ihm bin, hat er sich auch ein Bild in diesem Beitrag verdient:

Ich starre jetzt erst mal noch den ganzen Tag lang meine fertige Torte an und rekapituliere noch mal, wie die einzelnen Arbeitsschritte waren. Die schreib ich mir dann ganz genau auf. Das hab ich nämlich total vergessen, weil ich so in die Arbeit vertieft war. Ihr habt jetzt jedenfalls einen kleinen Eindruck bekommen, wie (zeit)aufwändig so eine Torte ist. Also, wenn ihr eine solche Torte bestellt, dann wundert euch nicht, wenn sie ab 600€ aufwärts kostet. Und das ist absolut gerechtfertigt. Wenn ihr nur 100€ für ne Hochzeitstorte zahlen wollt könnt ihr sie auch gleich im Supermarkt kaufen. So eine ausgefallene Vintage-Torte verlangt volle Aufmerksamkeit und wird ganz individuell an eure Wünsche angepasst. Also lasst ordentlich was dafür springen. In diesem Sinne:

Möge der Schneebesen mit euch sein,

Euer Backbube

 

Gefällt dir der Beitrag? Dann unterstütze backbube.com und teile den Beitrag.